Mein größtes Pech war, so war nun einmal die damalige Denke, dass ich keinen Thronerben gebar. Die Großmächte Frankreich, England und Russland nutzten das weidlich aus und versuchten ständig, Zwietracht zwischen Otto und mir zu säen.
Ich liebte Otto, aber seine Art brachte uns in Athen leider zu Fall. Er hatte ständig Finanzprobleme. Das riesige Schloss in Athen wollten die Großmächte und die Banken nicht finanzieren. Erst eine Bürgschaft meines Vaters sicherte den Bau. Auch die Universität wurde nur durch eine große Spende meines Vaters ermöglicht. Ottos Bruder, König Ludwig der I. von Bayern, hielt sich immer fein heraus. Schlimm war die zunehmende Entfremdung mit dem griechischen Volk, das uns anfangs frenetisch verehrte. Otto besetzte die Armee weitgehend mit bayerischen Soldaten, ebenso die Verwaltung, wobei die meisten Beamten, vom Volk „Tintenfässer“ genannt, nicht einmal griechisch sprachen.
 Da Otto immer mehr kränkelte und wegen Kuren oft verreist war, übernahm ich im Verlaufe häufiger die Regierungeschäfte. Meine klare, zupackende und entscheidungsfreudige Art entspannte dann vorübergehend die Lage. Das Fass im wahrsten Sinne des Wortes zum Überlaufen brachte die Forderung Englands, endlich mit der Rückzahlung der finanziellen „Starthilfen“ zu beginnen, die zum Regierungsbeginn gewährt wurden. Es war kein Geld da! Und dann die beharrliche Weigerung Ottos, den Beschluss der Nationalversammlung umzusetzen, die Griechenland zur Republik, wenigstens aber zur konstitutionellen Monarchie machen wollte. Das Volk hatte die „deutsche Fremdherrschaft“ satt. 1861 gab es sogar einen Attentatsversuch! Die Armee revoltierte, Räuberbanden machten das Land unsicher, England und Frankreich schickten Kriegsschiffe und dann brach auch noch die Cholera aus. Am 26.10.1862 war Schluss. Wir mussten fliehen. Als Otto 1867 in Bamberg verstarb, weil er trotz Warnung in einem von Masern befallenen Hotel in Bremen übernachtete, war ich allein. Ein kleines Glück war später die Entscheidung der Nationalversammlung in Athen, mir p. a. 72.000 Gulden zu zahlen, weil ich das Schloss mitfinanzierte. Bei all den Herausforderungen, Rückschlägen und zerstörten Hoffnungen bin ich zeitlebens immer positiv denkend, optimistisch und motiviert zupackend geblieben. Ich habe mich nie unterkriegen lassen. Das heben alle Chronisten hervor und so ist es auch!