Julius Johann Schmidt
Physiker und Astronom (1825 - 1884)
Nach der Eutiner Gelehrtenschule besuchte Julius Schmidt das Gymnasium in Hamburg. Buchstudien begründeten dort sein Interesse am Mond, das er in der Altonaer Sternwarte vertiefte. Dort erhielt er erstmals Zugang zu einer Karte des Mondes, die ihn nicht mehr losließ. Er war so begeistert, dass er das Gymnasium abbrach und ab 1842 in der Sternwarte Hamburg am Millerntor arbeitete. Dort entdeckte er als noch sehr junger Mann einen neuen Kometen, dessen Bahn er sogar berechnete! Dadurch wurde sehr frühzeitig die Fachwelt auf den jungen Schmidt aufmerksam und sein wissenschaftlicher Werdegang verlief dann auch für heutige Verhältnisse sehr außergewöhnlich.
1845 mit gerade 20 Jahren wurde er Assistent an der Sternwarte in Bilk bei Düsseldorf. Er entdeckte noch im gleichen Jahr den sog. „großen Junikometen“ (offizielle Bezeichnung C/1845 L1). Es war der spektakulärste Komet des 19. Jahrhunderts, der damals von vielen weiteren Astronomen registriert wurde. Die Zeichnungen von Julius Schmidt im sog. „Beobachtungsbuch“ sind aber die einzigen Bilddokumente dieses Kometen. Was für eine Leistung in so jungen Jahren!
1846 wechselte er dann schon an die Bonner Sternwarte und 1853 folgte der erste große Karriereschritt, als er zum Leiter der privaten Sternwarte des Probstes Ritter von Unkrechtsberg in Olmütz (Mähren) berufen wurde. Und nur 5 Jahre später, 1858, ging er an die Sternwarte in Athen. Dort erhielt er den Direktorenposten mit gerade einmal 33 Jahren! Diese Sternwarte wurde von einem griechischen Bankier finanziert, Simon von Sinn. Julius Schmidt nutzte für seine Forschungen auch gern die großen Linsen und Fernrohre, die es damals nur in Rom und Neapel gab. Er blieb bis zu seinem Lebensende als Direktor an der Sternwarte Athen und führte mehr als 70.000 (!) Beobachtungen wandernder Sterne durch, studierte Kometen und Meteore und entdeckte 2 Supernovae. Nebenbei beschäftigte er sich autodidaktisch mit der Seismik, Meteorologie und dem Vulkanismus.
Seine internationale Reputation führte ihn 1862 zum korrespondierenden Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften, 1868 wurde er Ehrendoktor der Universität Bonn und 1874 asso-ziiertes Mitglied der British Royal Astronomical Society. 1883 wurde Julius Schmidt in die „American Academy of Arts and Sciences“ gewählt. Mehr geht für einen „Eutiner Jung“ kaum!
1878 erstellte er sein Glanzstück, das ihn in der Astronomie unsterblich machte. Er erstellte eine aus 25 Blättern bestehende Mondkarte, die die genaueste ihrer Zeit war und es lange blieb! Über 30.000 Mondkrater hat er in der Mondkarte verzeichnet. Ein Meilenstein der Astronomie des 19. Jahrhunderts! Sein Bekanntheitsgrad wäre heute vielleicht noch viel größer, wenn nicht später die Fotografie die Dokumentation durch Zeichnungen abgelöst hätte.
Am 07. Februar 1884 verstarb Julius Schmidt unerwartet in Athen. Er war in der Bevölkerung sehr beliebt und so kamen sehr viele Athener und Athenerinnen zu seiner Beerdigung. Auch der König und die Königin von Griechenland waren anwesend!
Posthum wurde ein Mondkrater nach Julius Schmidt benannt. Die Ehrentafel am Geburtshaus Stolbergstrasse 19 in Eutin erinnert an diesen herausragenden Astronomen.