Niels Robitzky
Choreograph, Hip-Hop-Tänzer und Weltmeister im Breakdance (geb. 1969)
Niels „Storm“ Robitzky fing 1983 als 14-jähriger Autodidakt mit dem Tanzen in Eutin an. Er hörte im Radio ein Musikstück mit Interview über „incredible gymnastic dancing“. Im TV sah er dann Menschen wie Roboter tanzen und sich auf dem Rücken drehen. Diese damals ungewöhnliche Tanzform packte ihn. Dass sie sein ganzes Leben prägen sollte, war dem Teenager aus Eutin damals sicher noch nicht klar. Es durfte nun kein Film, keine Reportage oder Dokumentation mehr verpasst werden. Seine Mutter weckte ihn manchmal nachts auf, weil im TV etwas über HipHop lief! Nach dem Schulabschluss kam für ihn nur eine Tanzkarriere in Frage. Wie heute war in diesem Genre der Anfang schwer. Robitzky hielt sich Ende der 80er Jahre daher mit Jobs im Hamburger Hafen, mit Kellnern auf Messen und Hilfe bei Umzügen über Wasser.
1990 wurde er in Antwerpen durch ein „Battle“, wie die Breaking-Dance Wettbewerbe heißen, derart inspiriert, dass es kein Halten mehr gab. 3 Stunden täglich waren sein Trainings-Minimum. Er konnte an nichts anderes mehr denken als an Moves, Schritte, Kombinationen und „Freezes“.
Ab 1991 tourte er durch Europa und Nordamerika. Noch 1991 bekam er in New York (N.Y.) seinen Spitznamen. „Es war wie ein Sturm“, sagten damals die Leute unglaublich, als er auf einer Party durch sehr markante „Flare-Windmill-Swipe-Kombinationen“ einen unvorsichtigen Tänzer zu Boden gehen ließ. Beim „Battle of the Year 1992“ in N.Y. wollten er und sein Partner als „Battle Squad“ nur zuschauen, wurden aber zur Teilnahme am prestigeträchtigen Wettbewerb animiert … und gewannen das Finale des „Battle“ gegen ein US-Team von 8 Tänzern! Der Durchbruch! Ab 1993 kamen zunehmend gute Jobs und Robitzky reiste zwischen Paris, Berlin, Amsterdam und N.Y. hin und her. 1993 wurde er im TV bei VIVA Moderator in der Hip-Hop-Sendung „free-style“. Ab 1996 trat er erfolgreich mit seiner neuen Tanzkompanie „Storm & Jazzy Project“ auf.
Heute ist er weltweit mit seinen Produktionen in Theatern und auf Hip-Hop-Veranstaltungen präsent und unterrichtet Tanz, Tanzgeschichte sowie Tanzphilosophie u. a. an der Anton-Bruckner-Privatuniversität in Linz, wo er 2023 zum Honorarprofessor ernannt wurde. Er ist Juror bei Breakdance-Wettbewerben weltweit und auch in Shows immer wieder vertreten.
Seine Erfolge sind beeindruckend: Schon 1987 kam Niels Robitzky mit dem „Helicopter-Dancing“ für „Most Windmills“ in das Guinnessbuch der Rekorde. 1991 und 1992 gewann er mit seiner Gruppe „Battle Squad“ div. internationale Meisterschaften und wurde 1992 Weltmeister im Breakdance! 12 Choreografien von 2000 – 2020 auf bedeutenden internationalen Veranstaltungen zeichnen ihn aus, darunter die Eröffnungs-Shows zur Expo 2000 und den FIFA-Worldcup 2006. 1997 und 1998 produzierte Robitzky 2 Musik-Videos: „Hard Times“ und „Rock Your Body“. Er verfasste 2 Bücher: „Von Swipe zu Storm. Breakdance in Deutschland“ (2000) und „Think Breaking. Eine Einführung in die Interpretation von Tanzperformances“ (2024). Das „Trivium“, ein System zur Bewertung von „Breaking Battles“ bei Olympiaden geht auf ihn zurück und wurde erstmals bei der Olympiade 2024 angewendet. Bis heute ist Robitzky zudem bei vielen Welt- und Regionalfinalen im Breakdance als Juror oder Kommentator dabei.
1995 erlitt er einen Bandscheibenvorfall und erkrankte an Tuberkulose. Nach langen schmerzhaften Versuchen, die bisherige Tanzperformance beizubehalten, stellte er sich der Realität und reduzierte sich damals auf das behutsamere „Locking“- und Popping-Dancing“ (große, armlastige Bewegungen mit Stopps bzw. roboterartige Bewegungen).
Heute lebt Niels „Storm“ Robitzky mit seiner Frau und seinem Sohn in Berlin. Doch gefragt und aktiv ist er noch immer in der ganzen Welt (s. o.). Ein erfolgreicher „Eutiner Jung“.